Nobert Ellinger

Norbert Ellinger, Leitung TelefonSeelsorge

Leiter der Evangelischen TelefonSeelsorge München

Nach seinem Theologiestudium unter anderem in Tübingen und Sao Paulo arbeitete Norbert Ellinger sechs Jahre als Gemeindepfarrer in Rio de Janeiro. Bevor er im März 2015 die Leitung der Evangelischen TelefonSeelsorge München übernahm, betreute er vier Jahre Studierende als Studienleiter und war zwölf Jahre Gemeindepfarrer in München-Freimann.

Er hat mehrjährige Zusatzausbildungen in Klientenzentrierter Gesprächsführung, Kommunikationspsychologie, Geistlicher Begleitung, Systemischer Seelsorge und Supervision und ist zertifizierter Onlineberater (DGOB). Norbert Ellinger ist verheiratet und hat fünf Kinder.

„Die Nachfrage hat sich um rund 20 Prozent erhöht“

Welche sind aktuell die besonderen Herausforderungen der TelefonSeelsorge?
Die Nachfrage der Ratsuchenden hat sich um ein Vielfaches erhöht. Aktuell ist sie höher als das Angebot, obwohl unsere Mitarbeitenden durchgehend beraten. Zur Lockdown-Zeit im Frühjahr waren es sogar doppelt so viele Mitarbeitende. Unsere Online-Seelsorge stellt uns noch einmal vor ganz neue Herausforderungen. Die Beratungen finden in Chats und E-Mails statt. Besonders die unter 30-jährigen nutzen diese Art der Beratung gerne. Aufgrund der hohen Nachfrage bauen wir die Online-Beratung zurzeit weiter aus. Eine weitere Herausforderung ist die Finanzierung der TelefonSeelsorge als Angebot der Kirchen für die Gesellschaft. Gerade in Zeiten immer knapper werdender Mittel wächst Unsicherheit.

Ist die Nachfrage in Corona-Zeiten höher?
Im Frühjahr, in der Zeit des Lockdowns, hat sich die Nachfrage um rund 20 Prozent erhöht. Zwischenzeitlich normalisierte sich der Andrang. Aktuell steigen die Zahlen aber wieder an. Corona bringt einerseits neue Schwierigkeiten mit sich und wirkt andererseits als Verstärker bereits bestehender Probleme.

Welche Themen beschäftigen die Hilfesuchenden derzeit am meisten?
Die Themen-Schwerpunkte unterschieden sich in der Form des Hilfegesuchs. Telefonisch nahmen im Lockdown die Themenbereiche Ängste und Einsamkeit zu. Komplexe Schwierigkeiten, die sich aus der Pandemie heraus entwickelten, waren ebenfalls im Fokus: Viele Menschen plagten Existenzsorgen, das Homeoffice brachte besondere Herausforderungen, auch Streit innerhalb der Familie wuchs und setzte den Menschen zu. In der Online-Seelsorge stieg besonders die Zahl der Gespräche mit suizidalen Ratsuchenden. Insgesamt waren sexualisierte und häusliche Gewalt häufiger Thema als üblich.

Kontakt:
Tel: 089-59048 113
ts@ebz-muenchen.de 

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