Sabine Simon

Portrait Sabine Simon Leiterin Schwangerschaftsberatung im Evangelischen Bildungszentrum München
Sabine Simon, Leitung der ebz-Schwangerschaftsberatung

Leitung Schwangerschaftsberatung

Nach dem Studium der Sozialen Arbeit und anschließender Weiterbildung in Systemischer Familienberatung arbeitete Sabine Simon mehrere Jahre im städtischen Sozialdienst in Dortmund. Dort war sie in der Sozial-, Jugend- und Jugendgerichtshilfe sowie im Bereich Vormundschaften tätig. 2000 wechselte sie nach München zum ebz in das Ressort Schwangerschaftsberatung, dessen Leitung sie im Jahr 2004 übernahm. Seit 2016 ist sie Vorsitzende der bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft der staatlich anerkannten Schwangerschaftsberatungsstellen in freier Trägerschaft.

Das Bayerische Familienministerium hat uns als systemrelevant eingestuft

Sie sind die einzige Fachabteilung des ebz, die auch im Lockdown Schwangerschaftskonfliktberatung vor Ort angeboten hat. Warum?
Die Schwangerschaftsberatungsstelle bietet unter anderem die gesetzlich vorgeschriebene Beratung nach § 218 und § 219 Strafgesetzbuch an, wenn eine Frau einen Schwangerschaftsabbruch erwägt. Das Bayerische Familienministerium hat uns daher als „systemrelevant“ eingestuft. So konnten wir durchgehend in dieser Zeit Präsenzberatung für Notsituationen anbieten. Während des Lockdowns führten wir auch vereinzelt die Schwangerschaftsberatung per Videocall durch, wenn es von den Ratsuchenden gewünscht wurde. Teilweise auch mit Dolmetscher*innen. Besonders Klient*innen mit Migrations- und Fluchthintergrund bevorzugen Termine vor Ort. Gerade für nicht deutschsprachige Klient*innen ist der direkte Kontakt einfacher, weil Bescheide und andere Papiere erläutert werden müssen.

Welche Ängste/Probleme haben Schwangere während der Pandemie?
Seit März ist Corona bei den Ratsuchenden so gut wie immer ein Thema in der Schwangerschaftsberatung. Zunehmend  äußerten die Betroffenen, dass ein Schwangerschaftsabbruch auch deshalb erwogen wird, weil die berufliche und finanzielle Zukunft wegen Arbeitsplatzverlust oder anhaltender Kurzarbeit als sehr schlecht beurteilt wird. Sorgen um sich und das ungeborene Kind bei einer möglichen Infektion, Auswirkungen auf das Elterngeld bei anhaltender Kurzarbeit und fehlende Kinderbetreuung für das erste Kind bei erneuter Entbindung sind die meist geäußerten Ängste.

Viele Klient*innen berichten auch von irritierenden bis sehr belastenden Geburtserlebnissen im Lockdown, wenn zum Beispiel der Partner nicht mit in den Kreissaal durfte oder eine Maskenpflicht während der Wehen bestand. Auch der Wegfall der Hebammennachsorge und die fehlende Entlastung rund um die Geburt durch Großeltern und Freunden werden thematisiert. Problematisch ist auch der Ausfall der Stabilisierung durch Selbsthilfegruppen, Haushaltshilfen, sozialpädagogische Familienhilfe oder Therapeuten. Die Ratsuchenden leiden auch unter fehlenden, beziehungsweise reduzierten Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Eltern in Einrichtungen der Familienbildung.

Welche konkreten Hilfsangebote können Sie leisten?
Oft gibt es Kommunikationsschwierigkeiten mit Behörden, die zum Teil immer noch sehr eingeschränkte persönliche Kontakte ermöglichen. Menschen, die weder die technische Ausstattung noch das nötige Knowhow haben und/oder die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, scheitern regelmäßig bei der Online-Antragsstellung oder der Verfolgung ihrer Ansprüche. Hier bieten wir ganz pragmatische Hilfe an: Vom hinterher Telefonieren, der Ausfüllhilfe bis hin zur Vermittlung von finanziellen Hilfen aus Stiftungen.

Nicht nur unsere Klient*innen, sondern auch wir Berater*innen haben das Gefühl, dass so mancher sozialer wie behördlicher Dienstleister quasi „weggetaucht“ und für einen Teil der Menschen schlicht nicht erreichbar ist. Wir finden, dass das nicht länger so bleiben darf. Gezielt vermitteln wir weiterführende Hilfen im jeweiligen Stadtteil oder zu anderen Beratungsangeboten im Haus. Bedarfe und Problemanzeigen kommunizieren wir gebündelt an kommunale Entscheidungsträger. Davon profitieren auch unsere Klient*innen.

Kontakt:
Tel: 089-59048 150
ssb@ebz-muenchen.de

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