„Bayern beschließt Kürzung der Sommerferien“ – wer dem Humor den Mundschutz verpasst und aus einem Aprilscherz eine Fake News macht, hat den Witz nicht verstanden.

Achtung, auch die Humorfreiheit unterliegt jetzt der Ausgangssperre: gelacht wird nur noch daheim über politisch korrekte Witze. So jedenfalls stellt es sich dar, wenn ein für mein Humorverständnis genialer Aprilscherz eine Welle auslöst, die der von Corona in nichts nachsteht.

Reingefallen!

April, April – professionell aber natürlich ein Scherz

München, 1. April 2020, 8:36. Ich erhalte eine Whatsapp. Das Foto eines Computerbildschirms. Darauf eine Website mit dem Spiegel-Logo und dem Foto der Herren Söder und Scholz. Dazwischen ein gefetteter Titel: „Bayern beschließt Kürzung der Sommerferien“. Ich kommentiere erbost und erhalte die Antwort: „Mama, schau bitte auf das Datum.“ Reingefallen!

Eine geniale Idee

Ich lache. Über die eigene Leichtgläubigkeit. Eine geniale Idee, so realistisch in diesen Tagen wo Entscheidungen gefällt werden wie Christbäume zu Weihnachten und mit lautem Rums die Bevölkerung treffen. In ihrem Innersten. Ihrem Glauben an die Demokratie und das Miteinander. An die Wortführer. Und denen traue ich – mittlerweile auch das zu? Offensichtlich.

„Achtung, #Fake News“

Was als Aprilscherz eines kreativen Vaters gedacht war, gerät in die Social Media Mühle. Abfotografiert und unbedacht weiterverteilt löst die Meldung eine wilde Welle aus. Bereits um 12:52 twittert der Spiegel: „Achtung, #Fake News …“, nachmittags nennt Kultusminister Piazolo die Aktion unverantwortlich, dicht gefolgt von Markus Söder, der etwas milder reagiert.

In einen Topf

Der Rechtschreibduden definiert seit 2017 eine Fake News als „umgangsprachlich für in den Medien und in Internet, besonders in den Social Media in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldung“. Der Eintrag für den Aprilscherz lautet bis dato: „Spaß, Ulk, mit dem jemand in den April geschickt wird“. Zugegeben: Das kann man schon mal in einen Topf werfen. Vielleicht wäre die Kombination beider Einträge die Lösung. Wer braucht schon eine Tradition, die bis ins Jahr 1618 zurückreicht.

Eine Tradition übrigens, die ihren Ursprung in Bayern hat.

Beiträge in diesem Magazin:
April, April – Humor nur mit Mundschutz
Das Corona-Abi – Lernen in der Warteschleife
Willkommen in Deinem Mondjahr, Diana
Summ Bienchen Summ

Zur Autorin
Diana Scherer