Europas Achterbahnfahrt ins Klima-Chaos

Auf schnellstem Weg zum Klimawandel? Europa liegt gut im Rennen. Eine Rundreise zu den Schauplätze der Katastrophe

Eine Rundreise durch Europa klingt auf den ersten Blick nach Urlaub. Ein wenig Kurzsichtigkeit ist dabei durchaus von Vorteil. Denn man muss nicht einmal besonders genau hinschauen, um einen Vorgeschmack auf die nahende Klima-Katastrophe zu bekommen. Warum denn nicht einmal Kaffeefahrt gen Weltuntergang statt Sonnenuntergang in Italien? Ziele gibt es genug. Also los: Freie Fahrt ins Klimachaos.

Klima-Katastrophen wie Sand am Meer

Unsere touristentaugliche Fahrt beginnt an den Baustellen des Ahrtals, wo man sich bereits auf die nächste Flut vorbereitet. Von dort geht es weiter in den Südwesten Frankreichs. Waldbrände soweit das Auge reicht.

Kurze Pause zum Abkühlen? Was wäre da besser geeignet als die Fluten von Thessalien? Warum auf trockenere Zeiten warten? Hier sind Dächer die neuen Hausboote!

Zur Erholung reisen wir weiter in die neuen Wüsten Spaniens, wo wir uns an historischen Vorträgen über längst vergangene Zeiten erfreuen. Unglaublich, dass es hier einmal Olivenhaine gab!

Ausgetrockneter Boden verursacht durch Klima-Veränderungen
Bild:Tamás Kovács, pixabay

Erderwärmung? Wir werden die schnellsten sein!

Der EU-Klimadienst Copernicus hat gerade verkündet, dass die Menschheit den wärmsten Februar seit Anbeginn der Messungen erlebt hat. Erstmals lag die Erderwärmung über zwölf Monate hinweg oberhalb von 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.

Größer? Schneller? Weiter? Na klar! Wenn wir schon in Sachen Bildung und Wirtschaft nicht mehr ganz vorne mit dabei sein können, dann doch wenigstens beim Wettrennen um die höchsten Temperaturen.

Etwas kurzsichtig, meinen Sie? Vielleicht. Aber kurz gedacht ist halb gescheitert. Wer kann schon von sich behaupten, dass er in rasender Geschwindigkeit gen Weltuntergang manövrieren kann? Immerhin steigen die Temperaturen in Europa doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Zumindest gehen wir hier mal als Gewinner aus dem Rennen. Nach Pisa und Wirtschaftskrise doch bitter nötig? Finden Sie nicht?

36 Risiken für das Klima

Dürren, Hitze, Starkregen und Überschwemmungen: Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat einen Bericht veröffentlicht, der so manchem Politiker den Schweiß auf die Stirn treibt. 36 Klimarisiken hat sie ausgemacht. Da ist alles dabei: Von Ökosystemen über Ernährung bis hin zu Wirtschaft und Finanzen. Besonders drängende Risiken stellen küstennahe Ökosysteme und Wälder dar, die als natürliche CO₂-Speicher dienen.

Waldbrände, ein steigender Meeresspiegel, geringere Sauerstoffmengen im Wasser – die EEA warnt vor erheblichen Umweltzerstörungen, wirtschaftlichen Schäden und politischen Turbulenzen.

Kaffeefahrt statt Klimaschutz

Aber was sind die Antworten seitens der Politik? Europa sieht bei den Herausforderungen einer wärmeren Welt ziemlich alt aus. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind hier offensichtlich genauso gut vorbereitet wie ein Schneemann auf den Hochsommer. Da kann man nur hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger bei der Flutkatastrophe ihre Schwimmflügel dabeihaben. Der Weckruf ist da, die Sirenen heulen, aber es gibt ganz viele in Brüssel, die sich die Ohren zuhalten.

Die Klima-Kaffeefahrt beenden und sich auf eine ernsthafte Fahrt Richtung Klimaschutz begeben? Nein, vielleicht doch einfach so weitermachen wie bisher. So werden wir im weltweiten Rennen noch weiter vorne liegen. Wer will schon eine Kaffeefahrt ins Klima-Chaos. Wir werden schneller sein – wie eine Achterbahnfahrt auf Speed.

Europa, zieh dich warm an. Es wird heiß!

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