Joe Boots

Preisträger Kategorie Kurzfilm

Von Florian Baron, Dokumentarfilm, 2017, 30 Minuten, Trailer zum Film

 

Zusammenfassung

Unter dem Eindruck der Terroranschläge des 11. September entschließt sich Joe, zum Militär zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt ist er 17 Jahre alt und verlässt die High-School mit großen Zukunftsträumen. Als er aus der Grundausbildung zurückkommt, geben ihm seine Freunde den Spitznamen Joe Boots. Schon kurze Zeit später schickt man ihn zum Einsatz in den Irak. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Pittsburgh muss er feststellen, dass ihn seine Erfahrungen im Krieg nicht mehr loslassen. Joe erzählt ohne Scheu von seinem Trauma: wie er die Kontrolle über sein Leben verliert und wie er vergeblich nach Hilfe sucht. Denn seine Wunden sind unsichtbar. Der Film verwebt Joes Erzählungen mit Bildern von der vermeintlich heilen Welt der USA.

 

Aus der Jurybegründung

„Das Menschenrecht auf den „höchsten erreichbaren Stand an körperlicher und geistiger Gesundheit“ gehört seit 1966 zu den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechten, wie sie von der großen Mehrheit der Staaten in den Vereinten Nationen verabschiedet wurden.

Die Jury des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises für Kurz- und Langfilme hat sich bei ihrer Entscheidung für den Film Joe Boots als besten Kurzfilm von diesem Menschenrecht leiten lassen, gerade weil der Film und sein Protagonist, der US-Irakkriegsveteran Joe Boots, nicht ein Menschenrecht bebildern, sondern sich mit filmischen Mitteln und sprachlicher Reflektion einer zentralen Frage heutiger Debatten nähert: Ist das Menschenrecht auf Gesundheit durch die Verteilung von Pillen verwirklicht und erledigt? […]

Joe Boots kehrt aus dem Irak schwer traumatisiert zurück. Das Trauma äußert sich in Aggression gegen sich selbst und seine Umwelt, in schwerem Alkoholismus und Drogensucht. Für seine Krankheit hat das Gesundheitssystem seit dem Vietnam-Krieg einen Namen: Posttraumatisches Belastungssyndrom und eine Pille. Mehr nicht. Joe Boots weigert sich die Pillen zu nehmen, weil sie ihn noch weiter von seiner Umwelt isolieren, wofür die Kamera von Johannes Waltermann überzeugende Bilder findet. Die Normalität eines Alltags, der die dunkle Seite der Wirklichkeit nicht kennt oder nicht kennen will, kommt in Slow Motion wie abgespalten von der Welt des Protagonisten daher. Viele US-Kriegsveteranen sind an dieser Kluft zerbrochen. Die Selbstmordraten sind ungeheuerlich. Wie sich Joe Boots rettet, macht trotzdem Hoffnung. Seine Fähigkeit zu kritischem Denken und Selbstreflektion trägt den Film und inspiriert zum Weiterdenken.“