Interview mit Petra Horn

Stellvertretende Leitung der Erziehungsberatung

 

„Reden, reden, reden“

Wie hat sich die Erziehungsberatung in den letzten zehn Jahren verändert?
Die Fälle wurden komplexer und damit aufwändiger. Es kamen neue wichtige Bereiche dazu: Kindeswohlgefährdung, Netzwerk für psychisch kranke Eltern, Angebote für Flüchtlinge. Wir versuchen stets den Anforderungen der Gesellschaft und den Fragen der Ratsuchenden fachlich gerecht zu werden und uns auf neue Themen einzustellen.

Wo liegt der größte Beratungsbedarf in Erziehungsfragen?
Immer dort, wo Übergänge stattfinden, beispielsweise von der Kindertagesstätte zur Schule oder auch bei der Ablösung vom Elternhaus. Dabei steht zumeist die Auseinandersetzung mit Bedürfnissen nach Bindung, Autonomie, Selbstwert sowie Spiel und Spaß im Vordergrund. Ein großes Thema ist nach wie vor Trennung und Scheidung.

Was belastet das Verhältnis von Kindern und Jugendlichen zu ihren Eltern am meisten?
Der Leistungsdruck auf Eltern und auf Kinder nimmt ständig zu. Viele junge Erwachsene sind zwar schon volljährig, aber weiterhin abhängig von ihren Eltern. Hohe Kosten lassen einen frühen Auszug unmöglich erscheinen. Manchmal sind die Eltern psychisch beeinträchtigt und deshalb überfordert. Das erschwert die Ablösung, weil die jungen Erwachsenen ihre Eltern nicht alleine lassen wollen, sondern sich für sie verantwortlich fühlen.

Welche Rolle spielen die sozialen Medien bei der Entstehung von Konflikten?
Medien sind ein ewiges Diskussionsthema zwischen den Generationen. Es geht um das Setzen und Einhalten von Grenzen, aber auch um die Achtung der Privatsphäre und der Autonomie.

Welche Lösungsstrategien bieten Sie für solche Konflikte an?
Reden, reden, reden und in Kontakt treten. Am wichtigsten ist die Beziehungsarbeit, weil nur auf dieser Grundlage eine Einigung möglich ist. Wir vermitteln zwischen den Generationen. Hier werben wir um Verständnis für die jeweilige Position. Alle Beteiligten dürfen ihre Sicht, Bedürfnisse und Bedenken ausdrücken.

Wie wirkt sich das Alter der Kinder bei der Bewältigung von Trennungs- und Verlustschmerzen aus?
Jüngere Kinder sind auf verlässliche Beziehungen zu den Eltern angewiesen. Bei älteren Kindern wird die eigene Autonomie beeinträchtigt. Gerade Jugendliche werden oft überschätzt, was die Bewältigung dieser Situation anbelangt.

Porträt Petra Horn

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