Einst träumte ich vom Regen …

Klagelied einer Ruhebedürftigen über störende Laubbläser: Jetzt werden die Lärmschleudern sogar schon im Regen eingesetzt!

Bettflucht bei Laubbläserlärm
Traum oder Albtraum?

Ich liebe mein Bett! Mein gemütliches Wohnbettchen: lesen, essen, Musik- und Hörbuchhören, Filme schauen, kuscheln (Hund und Mensch) … und natürlich schlafen – dann ist es mein stilles Lieblingsörtchen.

Morgens gerne mal länger schlafen

Gerne arbeite ich abends und nachts und schlafe morgens einfach länger. Eigentlich. Diese Vorliebe wird allerdings durch den intensiven Laubbläser-Einsatz in unserer Wohnanlage streng limitiert. Punkt neun Uhr legen die hochmotivierten Männer der Hausverwaltung los. Blätter, Blütenstaub, Gras, Fussel, Streusplit – egal, was auch immer sich auf dem Gehweg und den Grünflächen vor unserer Häuserzeile niederlässt, es wird gnadenlos auf die Straße geblasen. Mindestens zweimal die Woche, Jahreszeit: egal. Einmal in der Woche kommen dann noch die Herren der städtischen Straßenreinigung und blasen die Straßen wieder frei. Macht also mindestens dreimal die Woche. Dieses Schauspiel genießen wir Woche für Woche, Monat für Monat. Jahr für Jahr, seit der unseligen Erfindung des geräuschvollen Männerspielzeugs.

An drei Tagen die Woche weiß ich also, spätestens um neun Uhr ist Schluss mit Faulenzen. Auch durch die geschlossenen Fenster ist die Geräuschkulisse nicht auszublenden. Denn die Herren gehen ihrer Tätigkeit mit einer nahezu religiösen Inbrunst nach. Bis zwölf Uhr wird geblasen, was das Zeug hält. Und wenn das nicht reicht, geht es nach der Mittagspause munter weiter.

Himmlische Ruhe

Bis vor Kurzem habe ich mich an besonders müden Tagen über Regen gefreut. Dann blieb es auch nach neun Uhr morgens friedlich still. Die fleißigen Herren waren andernorts – vermutlich indoor – geschäftig. Ich hatte meine Ruhe und konnte mich im Bedarfsfall nochmal umdrehen. Bis zu jenem denkwürdigen Dienstag im Juli.

Die Nacht war lang, ich war müde, draußen regnete es in Strömen. Wohlig grunzend nahm ich das Rauschen des Regens wahr und wollte gerade wieder einschlafen. Aber dann: das nervtötende Laubbläser-Geräusch! Entsetzt fuhr ich hoch. Das konnte nicht sein. Es regnete doch – wo kam der Laubbläser her, ein Albtraum?

Ein neuer Albtraum

Ja, ein Albtraum! In Gestalt eines neuen Hausmeisters. Der Neue stand direkt unter meinem Schlafzimmerfenster und hielt sein Blasrohr stoisch auf ein widerspenstiges Objekt auf dem Boden gerichtet. Offensichtlich seit Minuten, trotz Regen. Fassungslos starrte ich aus dem Fenster. Der Regen war zwar nicht mehr heftig, aber stetig. Der Neue rührte sich nicht von der Stelle, genauso wenig das Objekt vor ihm auf dem Boden. Offensichtlich eine Patt-Situation. Völlig sinnlos.

Laubbläser im Regen

Ich bekam es mit der Angst zu tun. Sollte das nun für die Zukunft so weitergehen? Laubbläser-Krach auch an Regentagen? Nie mehr einen einzigen stillen Regentag? Nein, nicht mit mir. Mein Fass war voll – dem würde ich einen Riegel vorschieben. Jetzt, sofort, auf der Stelle. Erbost sprang ich in Hose und T-Shirt und dann die Treppe hinunter. Tür auf – der Neue hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Ein Kastanienblatt klebte nass vor ihm auf dem Pflaster des Gehwegs und er blies und blies lautstark auf dieses störrische Ding. Meine Anwesenheit nahm er, hochkonzentriert, anfangs gar nicht wahr. Ich musste ihm auf die Schulter tippen, um mich bemerkbar zu machen. Irritiert blickte der Neue auf. Immer noch auf das nasse, klebende Blatt konzentriert, war er nicht willig, sein Tun zu unterbrechen oder gar das Gebläse abzustellen. Als ich Anstalten machte, selbst Hand anzulegen um das Höllengerät auszuschalten, reagierte er doch. Höchst wiederwillig schaltete er sein Blasrohr aus und grunzte mich unfreundlich an.

„Was wollen Sie denn, sehen Sie nicht, dass ich arbeite?“                                                                                  „Ja, schon, aber es regnet doch, das macht doch gar keinen Sinn, ist doch alles nass hier.“                                
„Na das ist doch prima, ich mache das am liebsten bei Regen. Wenn es trocken ist, staubt es doch so.“ 

So hält es der gute Mann seitdem tatsächlich und ich denke ernsthaft über einen Umzug nach, um nicht straffällig zu werden.

PS: Die Situation verschärft sich: Seit gestern wird nun auch der Rasen bei Regen gemäht …