Ein ausverkaufter Kinosaal des Münchener Filmmuseums mit internationalem Publikum. Das ist nicht selbstverständlich für den Film eines jungen Regisseurs und in Zeiten von Netflix und Co.

„Corpus Christi“ („Boże ciało“) des polnischen Regisseurs Jan Komasa erzählt die Geschichte des charismatischen Daniel, der während seines Aufenthalts in einer Jugendstrafanstalt eine spirituelle Wandlung durchläuft und seine Berufung findet. Wegen seiner Gefängnisstrafe kann er an einem Priesterseminar nicht teilnehmen, auch der Geistliche der Haftanstalt Tomasz kann ihn in dem Vorhaben, Kaplan zu werden, nicht unterstützen. Nach seiner Entlassung auf Bewährung soll der Zwanzigjährige in einer Sägemühle arbeiten, er kommt dort jedoch nie an. Stattdessen findet er Unterschlupf im Pfarrhaus eines benachbarten Dorfes. Dort übernimmt Daniel kurzzeitig die Rolle des Seelsorgers, nachdem der alkoholkranke Dorfpfarrer einen Absturz hat und heimlich zu einem Entzug geschickt wird. Schnell stellt sich heraus, dass die Sucht des Pfarrers eines der vielen Themen ist, über die in der Gemeinde ein Schleier des Schweigens hängt.

Drama über Gemeinschaft

Der neue Film des jungen Regisseurs Jan Komasa überzeugt durch eine breit angelegte und nicht moralisierende Erzählweise mit vielen unvorhersehbaren Wendungen. Gott, Kirche und Sinnsuche kommen hier als Themen nicht zu kurz. Dabei geht es in dem Film weniger um den Glauben an sich, sondern viel mehr um Polarisierungen und um Gemeinschaft im Allgemeinen. Bartosz Bielenia, der die Hauptrolle spielt, besticht mit seiner starken schauspielerischen Leistung und überraschender Wandlungsfähigkeit.

Falscher Priester, wahre Begebenheiten

Die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte war der polnische Beitrag für die Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester internationaler Film“ und wurde in Rahmen des „Mittelpunkt Europa Filmfests“, das in München vom 23. Februar bis zum 8. März stattfand, präsentiert. Hin und wieder vielleicht etwas pathetisch, ist der Film dennoch absolut einen Kinobesuch wert. Am 11. Juni kommt er in die deutschen Kinos.

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