Vesper vespern in der Vesperia

Tiroler Flair im Münchner Schlachthofviertel


Eine Kneipenkritik von Karolina Holz


Die Nachbarschaft in der Isarvorstadt Münchens hat jetzt ein besonderes Highlight. Die Vesperia lädt bei schönem Wetter unter freiem Himmel ein, auf dem Bürgersteig eine eisgekühlte Tirolimo zu genießen. Spazieren die Kneipengänger des Schlachthofviertels die Schmellerstraße bis ans Ende der Tumblingerstraße entlang, so laufen sie auf die Viehhofmauer zu. Linkerhand war einmal eine griechische Spelunke namens Akropolis. Seit März 2015 versprüht die Vesperia in dem ehemals dunklen Winkel Tiroler Flair.

Die Bar der Vesperia

Die Bar der Vesperia
Foto: Karolina Holz

Draußen sitzen die Besucher der Vesperia auf Gartenstühlen und an Tischen aus Holz. Darauf stehen kleine transparente Vasen mit echten lila, rosa und gelben Blumen. Ein schönes und erfrischendes Arrangement an der grauen Straße. Unter der Markise staut sich abends angenehm die laue Luft von einem aufgewärmten Sommertag. Für Abkühlung sorgt eine Tirolimo für 6,50 Euro. Ein reeller und guter Preis für Holunderwein mit Spritz. Allerdings schmeckt diese nicht nur wegen der schönen Abendstimmung gut. Das Rezept vom Inhaber Andreas Hock (43) hat eine ganz besonders fruchtige und erfrischende Note, die man so nicht überall findet. Bei einer leckeren Tirolimo bleibt es da nicht und so führt der Weg irgendwann zur Toilette.

Auf dem Weg dorthin geht es vorbei an der Bar, die mit einem Regal aus Holz sehr spartanisch gestaltet ist. Rum, Whisky, Ramazotti und das ganze Sortiment erstrahlen in verschiedenfarbigen Glasflaschen. Dafür sorgt unter anderem eine schöne warme und indirekte Beleuchtung. Auch der graue rissige Rauhputz der linken Wand wirkt dekorativ und kann sich durchaus sehen lassen. Er ist in der Kombination mit der rechten Wand ein gekonntes Stilelement. Durch das sanfte Licht wirkt die Ziegelmauer urgemütlich. Dieses Ambiente ergänzen hölzerne Dielenböden und eine Einrichtung aus klar designten Holzmöbeln. Auf der Toilette empfängt einen die freundliche Rosalinde - eine lebensgroße Kuh auf einer Fototapete.

Gastgeber Andreas Hock ist auf die Neugründung sehr stolz und freut sich, wenn sich seine Gäste wohlfühlen. Zuvor war er knapp zwölf Jahre zuständig für die Gastronomie in der Muffathalle. Doch spielte er schon einige Jahre mit dem Gedanken, eine eigene Kneipe zu eröffnen.

Die Bar der Vesperia

Vegetarische Brotzeit 'Jessas-Maria'
Foto: Karolina Holz

Der Name seiner Kneipe Vesperia kommt ursprünglich von der schwäbischen Vesper. Diese durfte dem Kumpel von Andreas Hock beim Bergwandern nie fehlen. In der Isarvorstadt versorgt der Wirt seine Stadtgäste mit einem gastronomischen Potpourri aus verschiedenen Ländern. Er reist dabei kulinarisch mit seiner Küche durch Schwaben, Bayern, Österreich und Italien. So findet sich auf der Speisekarte eine außergewöhnliche Brotzeit mit Dips und Käsecremes. Dabei ist das Angebot nicht zu groß, sondern die Ländereinflüsse vereinen sich gekonnt in sieben Brotzeitkreationen. Erwähnenswert sind auch die drei Pastagerichte, die für hiesige Preise mit sieben bis neun Euro durchaus akzeptabel sind.

In der Vesperia lässt es sich noch lange aushalten. Wer auf dem Rückweg vom Viehhofkino noch eine Einkehrmöglichkeit sucht, kann dort theoretisch bis fünf Uhr morgens über Filme und andere Themen diskutieren. Laut Homepage des Lokals ist die Öffnungszeit null Uhr, aber Andreas Hock sagt, er wird niemanden rauswerfen, wenn er einmal länger bleibt.