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Christoph Bungart an seinem Scheibtisch im Ministerium mit Ölgemälde im Hintergrund

Der Beruf macht wieder Spaß – dank Inklusion

Ein Interview von Alexander Karl

Christoph Bungard wirkt zufrieden – und die Journalistenakademie ist daran womöglich nicht ganz unschuldig. Der 48-Jährige aus dem Westerwald war 2007 der erste Blinde, dem die Akademie in Kooperation mit der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte eine Weiterbildung zum Online-Redakteur ermöglichte. Im Interview erinnert er sich an die Zeit an der Akademie und erzählt vom schwierigen Weg zu seinem Traumjob, in dem er heute arbeitet.

 Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an Ihre Zeit an der Journalistenakademie denken?

Vor allem, dass ich extrem viel gelernt habe – als Blinder vielleicht mehr als andere.

Sind Sie  völlig blind oder haben Sie einen Sehrest?

Ich bin geburtsblind, kann aber Hell und Dunkel erkennen. Ebenso Umrisse, etwa von Bäumen. Das hilft.

Ich war an der Akademie von Anfang an gut integriert.

Wie wurden Sie an der Akademie aufgenommen?

Sehr freundlich. Ich war von Anfang an gut integriert.

Sie waren 2007 der erste Blinde, der die Weiterbildung zum Online-Redakteur abschloss. Waren Sie immer von diesem Weg überzeugt?

Ja, denn ich kam immer gut mit. Die Dozenten waren sehr hilfsbereit und es gab auch die Möglichkeit einer zusätzlichen Assistenz.

Waren Sie auch im Foto- oder Videounterricht dabei?

Nur bei den Grundlagen. Danach arbeitete ich stattdessen an Podcasts oder am Audioschnitt. Das lief ganz unkompliziert.

In welchem Feld hatten Sie vor der Weiterbildung gearbeitet?

Ich bin Diplomübersetzer für Englisch und Spanisch und hatte zwei Jahre in einem Übersetzungsbüro gearbeitet. Seit 2003 adaptierte ich in München Schulbücher für Blinde. Dort trat ich aber vier Jahre nur auf der Stelle und suchte deshalb nach Alternativen.

Wie kamen Sie damals auf die Journalistenakademie?

Ich erfuhr durch einen Newsletter davon. Die Akademie hatte ich aber schon länger im Hinterkopf gehabt, seit ich mich auf dem Sommerfest mit Herrn Lokk, dem Geschäftsführer, unterhalten hatte. Eine Studienkollegin hatte mich dorthin mitgenommen.

Nach den sechs Monaten in der Akademie absolvierten Sie – wie für Blinde im Rahmen der Weiterbildung üblich – Praktika. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Bei Focus Online lernte ich viel über Redaktionsarbeit. Danach ging es zum Münchner Terzio Verlag, der damals mit einem spanischen Spielwarenhersteller zusammenarbeitete. Es war sehr schön dort, auch weil ich mein Spanisch anwenden konnte. Man wollte mich auch übernehmen, doch dann löste sich die Firma leider auf.

Wie ging es dann weiter?

Nach ein paar Monaten Arbeitslosigkeit und zwei kurzen Anstellungen bewarb ich mich beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst als Online-Redakteur. Die Stelle bekam ich nicht, dafür einen anderen Job: Ab September 2012 übersetzte ich für ein Jahr die Website des Ministeriums ins Englische und teilweise auch ins Spanische.

Meine Arbeit macht Spaß und ich lerne jeden Tag etwas dazu.

Doch bei dem Jahr blieb es nicht…

Nein. Mein Fachwissen zum Thema Barrierefreiheit und meine an der Akademie erworbenen Kenntnisse im Online-Journalismus öffneten mir die Tür zu einem großen Inklusionsprojekt.

Worum ging es dabei?

Es bestand aus mehreren Teilen: Der erste war der barrierefreie Relaunch des Portals www.studieren-in-bayern.de. Aus der Dokumentation dieser Arbeit entwickelte ich eine Broschüre mit dem Titel: Inklusion im World Wide Web – eine Hilfestellung vor allem für die Verwaltung. Nach wie vor unterstütze ich meine Kolleginnen und  Kollegen dabei, Dokumente für Menschen mit Behinderungen besser zugänglich zu machen.

Sind Sie mit Ihrer beruflichen Situation heute zufrieden?

Es könnte kaum besser sein. Seit September habe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag als Mitarbeiter der Stabstelle Inklusion. Die Arbeit macht Spaß, ich lerne täglich etwas dazu – und das Sahnehäubchen: Ich habe sehr nette, hilfsbereite Kolleginnen und Kollegen.

Ich kann die Journalistenakademie allen Interessierten unbedingt empfehlen.

Halten Sie eine vergleichbare Aus- oder Weiterbildung für Blinde auch an anderen ähnlichen Einrichtungen für machbar?

Unter den vergleichbaren Fortbildungseinrichtungen ist die Journalistenakademie meines Wissens die einzige mit einem Angebot speziell für Blinde. Die Akademie unterstützt die Studierenden dabei großartig. Ich kann sie allen Interessierten unbedingt empfehlen.