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Alternativer Medienpreis ehrt fünf engagierte Medienprojekte

Bereits vor Start des Livestreams knallten im Chat die virtuellen Sektkorken. Die Verleihung des Alternativen Medienpreises fand 2021 aufgrund der Coronapandemie wieder online statt – live übertragen aus dem kleinen TV-Studio von Martin Goldmann in Fürth. Dass das Interesse am Alternativen Medienpreis keineswegs unter der Pandemie gelitten hat, beweist die Rekordzahl von 258 Bewerbungen – so viele gab es zuvor nie.

Kategorie Macht

Aus 66 Einsendungen in der Kategorie „Macht“ wählte die Jury die Reportage „In nächster Nähe, so fern“ von Jan Rübel aus, die in der Frankfurter Rundschau erschienen ist. Der Autor untersucht Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderung arbeiten und das System, welches dahintersteckt.

In seiner Laudatio würdigte Peter Welchering, Jurymitglied in der Kategorie Macht, den „alternativen Blick auf Machtverhältnisse“, den Jan Rübel in seinem Text einnimmt. Jan Rübel freut sich über den Preis: „Ich bin mir sicher, dass der Alternative Medienpreis anders tickt, dass er Felder beackert, die von anderen Preisen liegen gelassen werden.“

Kategorie Geschichte

Was macht die Coronapandemie mit uns? Über die Auszeichnung in der Kategorie Geschichte freuten sich die Macher*innen der Gesprächsreihe „Frequently Asked Questions. Das Corona-Update aus dem Freien Radio“ von Radio Helsinki (Graz). In mittlerweile über 200 Episoden lassen sie Stimmen abseits von Politik und Wissenschaft zu Wort kommen.

Journalistikprofessor Klaus Meier würdigte in seiner Laudatio den „Bottom-up Ansatz“ der Podcastreihe: Es sei ein Archiv der aktuellen Zeitgeschichte entstanden, welches auch für künftige Pandemien lehrreich sein könne. Valerie Quade zeigte sich begeistert über die Ehrung: „Gewürdigt zu bekommen, dass wir viel journalistische Arbeit in unsere Sendungen gesteckt haben, ist eine wahnsinnige Ehre für uns!“

Kategorie Vernetzung

„Es gibt YouTube, Soundcloud und so weiter – aber Gagen gibt es dort so wenig, wie wenigstens freie Getränke.“ Laudator Thorsten Steinhoff, der mit Geige und Keyboard auftrat, lobte die Organisatoren der Konzertreihe „WeLive“: Sie hätten mit ihrer Initiative ein „gar nicht mal so kleines Wunder“ bewerkstelligt.

Ausgezeichnet wurden die Brüder Maik und Pirmin Styrnol für ihr Online-Musikfestival „WeLive“. Anstatt auf Live-Streams setzen sie auf aufwendig und professionell produzierte Konzertfilme, die online abgerufen werden können. Sie kündigten an, dass „WeLive“ in die nächste Runde gehen wird – mit einer Tour durch verschiedene Locations in ganz Baden-Württemberg.

Kategorie Leben

Mit 112 Einsendungen ist die Kategorie Leben seit Jahren die „einsendungsstärkste“ Kategorie des Alternativen Medienpreises. Die diesjährige Auszeichnung ging an Katharina Elsner mit ihrem Radio-Feature „Fußball mit Haltung – der IFC Rostock mischt die Kreisliga auf“. Sie schildert darin, wie sich der Verein – auch gegen Widerstände – offen gegen Rechts positioniert und sich aktiv für Geflüchtete einsetzt.

Laudator Malte Burdekat lobte, das Feature sei ein gelungener Beitrag zur Demokratieerhaltung, ohne dabei parteipolitisch zu sein. Katharina Elsner freut sich über die Auszeichnung: „Der Preis zeigt mir, dass es wichtig und auch richtig ist, was ich mache“. Sie hofft, dass er auch jüngere Leute bestärke, diesen Weg zu gehen.

Kategorie Zukunft

In der Kategorie Zukunft wurden der journalistische Instagram-Blog „nachhaltig.kritisch“ und dessen drei Leipziger Macher*innen Ann-Sophie Henne, Robin Jüngling und Annika Le Large ausgezeichnet. Sie beweisen, dass kritischer Journalismus auch auf Instagram funktionieren kann. Mit gut recherchierten Texten und gezeichneten Illustrationen brechen sie bewusst mit vielen Konventionen der Plattform Instagram.

Sebastian Gomon lobte in seiner Laudatio die Vielfalt der Darstellungsformen sowie die für den Medienbereich außergewöhnlich angenehme Diskussionskultur in den Kommentaren. „Zukunftsthemen in einem Gewand, das auf die zukünftigen Entscheider zugeschnitten ist – herzlichen Glückwunsch!“

Alle Gewinner*innen erhalten ein Preisgeld von 500 Euro, eine Urkunde sowie Unterstützung in Form von Öffentlichkeitsarbeit und Reichweitenvergrößerung. Die Vorstellung der Gewinnerbeiträge übernahmen Studierende der Münchner Journalistenakademie mittels vorab produzierten Einspielern. Abgerundet wurde der Livestream von Bettina Möller, begleitet von Benno Beutler, mit ihrem Lied „Changes“.

Seit 2000 wird der Alternative Medienpreis jährlich an Medienschaffende in derzeit fünf unterschiedlichen Kategorien verliehen. Ausgezeichnet werden Beiträge nichtkommerzieller sowie etablierter Medien, die vor allem von spannenden Themen, deren sorgfältiger Recherche sowie der Vielfalt der journalistischen Darstellungsformen gekennzeichnet sind.

Text und Screenshots: Stephan Mitsch und Stephan Schneider

Zu den diesjährigen Preisträger*innen

Foto: Die drei Preisträger*innen in der Kategorie Zukunft Ann-Sophie Henne, Annika Le Large und Robin Jüngling

Foto oberhalb des Beitrags: Die drei Preisträger in der Kategorie Vernetzung Maik und Pirmin Styrnol sowie Wolfgang Richter vom WeLive-Festival