Rückblick: Pressekonferenz zur Langen Nacht des Menschenrechts-Films in München
Filmnacht mit den Preisträgerfilmen im ARRI-Kino am 8. Februar, 19 Uhr, ist ausgebucht
Podiumsgast Marko Junghänel zeigte sich nach der Pressekonferenz im Vorfeld der Langen Nacht des Menschenrechts-Films zufrieden: „Die große Resonanz freut mich sehr.“ Die Stiftung Journalistenakademie hatte am Dienstag, 31.1.2017, in den PresseClub München geladen und der Gesamtkoordinator des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises konnte den anwesenden Pressevertretern mitteilen: „Die 400 Plätze sind fast ausgebucht.“
Vor dem Ansturm: Der Pressetisch bei der Pressekonferenz am 31.01.2017 |
Zuvor hatte Junghänel ein Plädoyer für die Relevanz filmischer Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen gehalten: „Kein Diktator wird unseretwegen abdanken, aber man muss dafür kämpfen, dass solche Dinge im Gespräch bleiben. Außerdem kann man jemanden, der in der Öffentlichkeit ist, nicht so leicht verschwinden lassen.“ Begeistert lobte Junghänel die prämierten Filmemacher: „Sie verstehen sich als Chronisten, wollen aber auch selbst aktiv werden. Am meisten beeindruckt mich die Beharrlichkeit der Filmemacher, die ihre Protagonisten zum Teil über Jahre begleiten.“
Die Podiumsgäste von links: Daniel Tapia Montejo, Marko Junghänel |
Besonderer Schwerpunkt der Pressekonferenz war das Thema „Verschwinden lassen kritischer Bürger“, das zwei der sechs ausgezeichneten Filme anhand eines aktuellen Falls aus Mexiko aufgegriffen hatten. Filmemacher Oliver Stiller, per Skype zugeschaltet, ging in seinem Kurzfilm „Esperanza 43“ dem mysteriösen Verschwinden einer Gruppe von Studenten auf den Grund. Über den Preis freut er sich auch im Namen der mexikanischen Bevölkerung. „Es ist wichtig für die Menschen, dass jemand hinsieht. Sie hoffen auf Impulse aus dem Ausland, um die Fälle aufzuklären.“ Der seit jeher Mexiko-affine Stiller stellte nach dem Vorfall eine Veränderung der Stimmung im Land fest. „Dem wollte ich nachspüren und ein Porträt über eine Familie drehen – aber dann waren da plötzlich viel mehr Familien. Jeder meiner Gesprächspartner hatte nach einiger Zeit Tränen in den Augen. Aber trotzdem war da immer auch Hoffnung.“ Der Regisseur glaubt fest an eine Aufklärung des Falles.
Preisträger Oliver Stiller im Gespräch mit Moderatorin Anna Falkenberg |
Die Hintergründe zu der Menschenrechtslage in Mexiko erläuterte Daniel Tapia Montejo, Mexiko-Referent beim Ökumenischen Büro München für Gerechtigkeit und Frieden. Seine Erklärung dafür, dass so viele Menschen einfach „verschwinden“ konnten, ist so simpel wie schockierend: „Staat und mafiöse Strukturen arbeiten zusammen. Nach Tätern wird nur dort gesucht, wo man ohnehin nichts finden wird. Eine Hand wäscht die andere, und beide Hände waschen das Gesicht.“ Die Lage der Bevölkerung beschrieb er als „gelernte Machtlosigkeit“ und ergänzt: „Gewalt und Straflosigkeit führen zu mehr Gewalt – ein Teufelskreis.“ Auch Montejo sieht den Fall der 43 Studenten als Wendepunkt: „Durch diesen Vorfall sind der Gesellschaft die Schuppen von den Augen gefallen. Die Menschen sind sich jetzt ihrer Rechte bewusst geworden.“
Podiumsgast Daniel Tapia Montejo, Ökumenisches Büro München für Gerechtigkeit und Frieden |
Nach der gelungenen Pressekonferenz blicken die Veranstalter der Langen Nacht des Menschenrechts-Films am 8. Februar (19:00 Uhr) im ARRI-Kino zuversichtlich entgegen. Die Filmnacht ist ausgebucht. Interessierte können sich auf die Warteliste setzen lassen (ohne Gewähr). Kontakt dazu unter muenchen@menschenrechts-filmpreis.de Porträts der ausgezeichneten Filmemacherinnen und Filmemacher, Interviews und Hintergrundtexte bringt die digitale Pressemappe unter www.journalistenakademie.de/presse/langenacht Sie stellt auch den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis, die aktuellen Preisträger und die Jury vor.
Autor: Alexander Karl, Projektteam Lange Nacht des Menschenrechtsfilms
Fotos: Brigitte Tacke und Adalbert Zehnder, Projektteam Lange Nacht des Menschenrechtsfilms