Mutter, Kind & Karriere - geht das?

Eine junge Mutter erzählt, wie es ihr gelungen ist, Beruf und Familie zu vereinen.


Ein Interview von Stephanie Thiele


Foto: cappumum

Frau Trier, Sie sind Mutter einer dreijährigen Tochter, betreiben seit zwei Jahren einen Onlineshop für Kinderbekleidung, Spielsachen und Accessoires und haben vor vier Wochen den dazu passenden Laden im Herzen von Schwabing eröffnet. Wie schaffen Sie das alles?

In der Tat, ich habe sehr viel zu tun. Ich arbeite in der Regel bis spät abends und auch an den Wochenenden. Aber das Tolle ist, dass ich es oft gar nicht als so viel empfinde. Die Übergänge zwischen Arbeit und Freizeit sind für mich oft fließend. Außerdem kann ich mir meine Zeit komplett frei einteilen. Und das ist für mich als junge Mutter das Wichtigste überhaupt. Dafür liebe ich die Selbstständigkeit.

Selbstständigkeit und Muttersein - geht das überhaupt?

Ja, das geht. Für mich war es jedenfalls genau das Richtige. Morgens stehe ich im Laden und kümmere mich um meinen Olineshop. Die Nachmittage verbringe ich dann meist mit meiner Tochter Frida. Auch abends versuchen wir alle gemeinsam zu essen. Wenn die Kleine schläft, geht für mich der Arbeitstag weiter. Aber Urlaube, Seebesuche im Sommer und Skiwochenenden im Winter sind auch drin. Das ist einfach oft eine Frage der Organisation.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, als frisch gebackene Mutter erst einen Onlineshop und wenig später auch noch einen Laden zu eröffnen?

Ich habe schon sehr früh nach der Geburt meiner Tochter beschlossen, mich beruflich zu verändern. Als junge Mutter waren für mich plötzlich Dinge wie hohe Flexibilität und mehr Selbstbestimmtheit wichtig. Hinzu kam, dass ich meinen damaligen Job in Teilzeit nicht mehr wirklich ausführen konnte. So habe ich schon früh in der Elternzeit den Gedanken des Onlineshops in die konkrete Planung und Konzeption umgesetzt. Mit einer Selbstständigkeit hatte ich zudem schon länger geliebäugelt.

Was haben Sie vor der Geburt Ihrer Tochter beruflich gemacht?

Nach dem Abitur habe ich zunächst eine Schneiderlehre absolviert. Danach habe ich Wirtschaftswissenschaften studiert. Im Anschluss daran habe ich berufsbegleitend noch Fachjournalismus studiert. Ich habe also schon immer in der Modebranche gearbeitet. Zuletzt als Marketingleiterin bei More & More.

Der Prozess des beruflichen Wiedereinstiegs bringt für alle Familienmitglieder Veränderungen mit sich. Wie sah beziehungsweise sieht das bei Ihnen aus?

Während der ersten drei Jahre nach der Geburt meiner Tochter war ich zuhause. Ich habe komplett von dort aus gearbeitet, den Onlineshop eröffnet und geführt. Seit der Ladeneröffnung von annibazaar in der Münchner Türkenstraße ist nun mein Freund mehr gefordert. Er kümmert sich beispielsweise an den Samstagen um unser Kind. Zumindest bis sich alles eingespielt hat und ich eine Aushilfe für den Laden gefunden habe.

Und an den anderen Tagen, wie machen Sie das mit Ihrem Kind?

Unsere Tochter geht in einen tollen Kindergarten, der nur 200 Meter von unserer Wohnung entfernt ist. An den Nachmittagen verabredet sie sich hin und wieder mit Freundeskindern. Eine zusätzliche Unterstützung haben wir derzeit allerdings nicht. Zumindest keine spontane, denn unsere Eltern wohnen jeweils 400 Kilometer beziehungsweise 500 Kilometer entfernt. Aber es ist trotzdem machbar. Und die Arbeit macht Spaß und das ist wichtig.

Lena Trier und Tochter Frida
Foto: privat

Viele junge Mütter haben nach der Babypause Probleme, wieder in ihren alten Job einzusteigen. Sie haben sich für die Selbständigkeit entschieden. Ist dies ein Modell, das Sie anderen jungen Müttern empfehlen können?

Eine Empfehlung möchte ich dafür nicht aussprechen. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Selbstständigkeit bedeutet auf der einen Seite hohe berufliche Flexibilität und eine enorme Selbstbestimmtheit was gerade für uns Mütter wichtig ist. Auf der anderen Seite kann Selbstständigkeit aber auch viel Arbeit bedeuten. Im Grunde hängt es von der ganz individuellen Arbeitssituation beziehungsweise Zeitintensität und der terminlichen Gebundenheit der jeweiligen Selbstständigkeit ab. Unter Umständen kann ein klassischer Büro-Teilzeitjob in der Umgebung der Kita das familienfreundlichere Modell sein. Auch der Job des Lebenspartners spielt da mit hinein. Mein Freund beispielsweise arbeitet in der Werbebranche und kann, wenn nötig, auch mal Home Office arbeiten. Also bei uns passt das super.

Was raten Sie jungen Müttern generell für den Wiedereinstieg nach der Babypause?

Jeder sollte sich genau überlegen, was er möchte. Wichtig ist es, die eigenen beruflichen Wünsche zu erkennen. Man sollte nur das anstreben, was einen wirklich erfüllt und sich nicht von den Kindern, dem Lebenspartner und gar dem Arbeitgeber davon abbringen lassen. Klingt idealistisch, ist es auch. Generell gilt, ob selbstständig oder in Anstellung: Organisation im familiären und beruflichen Bereich ist heute gefragter denn je. Aber - und das ist mir besonders wichtig - es geht! Auch junge Mütter können trotz Kinder und Babypause zurück in den Job!