#keinWiderspruch:
Erfolgreich mit Behinderung


Ein Bericht von Sebastian Löw


Behinderten Menschen traut die Gesellschaft in der Regel nicht die gleiche Leistungsfähigkeit zu, wie Nichtbehinderten. Der Münchner Johannes Mairhofer hat es sich zur Mission gemacht zu zeigen, dass sich Erfolg und eine Behinderung nicht ausschließen müssen. Sein Projekt „keinwiderspruch“ portraitiert in eindrucksvoller Weise Menschen die fest im Leben stehen. Das Besondere an Ihnen? Alle Protagonisten, die er auf seiner Webseite vorstellt, haben es geschafft – mit einer Behinderung. Sie sind anerkannt wie Mairhofer selbst, der als selbstständiger sehbehinderter Fotograf erfolgreich ein Atelier in München betreibt.

Starke Menschen

www.keinwiderspruch.de gibt Einblicke in das Leben starker Menschen mit Behinderung. Leben, die genauso herrlich normal oder auch chaotisch sind, wie die Leben nichtbehinderter Menschen. Und genau will Mairhofer mit seiner Webseite zeigen.

Da ist zum Beispiel Anastasia Umrik. Eine der Protagonistinnen des Projekts. Ihre Geschichte zeigt ihre Unsicherheiten, Alltäglichkeiten und Glücksgefühle: „Ich bin eine typische Frau: Ich liebe Schuhe, rote Lippenstifte. Ich unterscheide mich mit keiner Eigenschaft von den mir bekannten Menschen! Mich bewegen dieselben Sachen, ich weine bei denselben Filmszenen, ich zweifle genauso selten oder oft an mir. Aber die meisten Menschen sehen erst einmal nur die Behinderung und den dazugehörigen Rollstuhl.“

Um den Vorurteilen entgegenzuwirken, engagiert sich Anastasia Umrik ehrenamtlich. Die 26-Jährige hat „anders Stark – Stärke braucht keine Muskeln“ ins Leben gerufen.

Dabei hat Umrik Frauen, die eine muskulären Erkrankung haben, in den unterschiedlichsten Situationen mit der Fotokamera in Szene gesetzt. Ihr Ziel ist es die allgemeine Denkweise zu verändern: „Auf welcher Titelseite lacht eine Rollstuhlfahrerin? In welchem Werbespot ist eine glückliche Familie mit einem behinderten Familienmitglied zu sehen?“ Umrik kämpft um Akzeptanz und Verständnis: „Unser bestehendes Schönheitsideal ist vorgeprägt, vor dem ‚Anderssein‘ schrecken wir zurück.“ Sinn ihrer Arbeit sei, dass die Betrachter der Bilder schmunzelten, nachdächten und verstünden. „Nur wir selbst erschaffen unsere Realität und kreieren unser Weltbild zusammen.“

„Ich bin Autist.“

Auf Johannes Mairhofers Internetauftritt stellt sich auch Aleksander Knauerhase vor. „Ich bin Autist. Und ich habe ein Buch über Autismus geschrieben.“, sagt der freiberuflicher Referent und Dozent: „Mein Autismus wurde meine Stärke.“ Nur als Autist könnte er Autismus aus der Innensicht beschreiben und Einblicke in den Alltag eines Autisten geben. Damit würde Knauerhase eine weitere Sichtweise auf die Behinderung zeigen. „Über Autismus reden viele Menschen. Aber nur wenige wissen, was Autismus wirklich bedeutet.“

Aleksander Knauerhase geht in dem Buch weniger auf seine Erkrankung ein, sondern beschreibt die vermeintlichen Widersprüche, die Menschen zu sehen glauben. „Widersprüche sind nicht leicht zu durchbrechen. Diese Widersprüche sind aber auch eine Chance auf Bewegung und Wandel. Nämlich immer dann, wenn ich meinen Gegenüber davon überzeugen kann, dass die Sichtweise eines Autisten eine Bereicherung ist.“

Mit Menschen wie Knauerhase greift Johannes Mairhofer auf „keinwiderspruch“ ein Thema auf, das für Kontroversen sorgt. Gegen die oft einseitige Darstellung und Behandlung behinderter Menschen kämpft der Münchner mit lebensfrohen Projekt-Teilnehmern und ihren aussagekräftigen Berichten. „Auf der Projektwebseite wird nicht gejammert und lamentiert – im Gegenteil: Die positive Botschaft jedes einzelnen Berichtes ist ansteckend.“, erzählt Initiator Mairhofer.

Für die Zukunft plant Mairhofer ein Buch aus den Geschichten und ausdrucksstarken Fotos seiner Protagonisten zu machen. Die Finanzierung soll durch Crowdfunding sichergestellt werden.. „Ein Hörbuch ist ebenso in Planung, wie weitere Portraits von interessanten Menschen.“, so der Münchner.