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Zum Antikriegstag 1. September: Bußgeldbescheid wegen Antikriegsausstellung



Wegen einer Anti-Kriegs-Aktion hat das Münchner Kreisverwaltungsreferat (KVR) im August 2011 einen Bußgeldbescheid von 273,50 Euro gegen Wolfram Kastner ausgestellt. Der Münchner Künstler zeigte in einer Ausstellung Bilder vom Schrecken des Krieges. Einige der Fotos, die von außen durch ein Schaufenster sichtbar waren, stammen aus dem 1924 erschienenen Buch von Ernst Friedrich Krieg dem Kriege. Sie wurden bereits im Berliner Antikriegsmuseum 1924-1933 gezeigt. Die Nazis schlugen damals immer wieder die Scheiben des Museums ein, Friedrich selbst wurde wegen seiner Anti-Kriegs-Agitation 1930 zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Im März 1933 zerstörten die Nazis das Museum völlig; Ernst Friedrich eröffnete das Museum erneut 1936 in Brüssel, dort wurde es 1940 durch die deutschen Besatzer wiederum zerstört.

Laut KVR München stellen diese Fotos 2011 eine „grobe ungehörige Handlung“ sowie eine „Belästigung der Allgemeinheit“ dar. Nachbarn und Frauen aus dem veranstaltenden Kulturteam hatten bereits direkt nach der Eröffnung der Ausstellung am 15. April 2011 gefordert, die Bilder zu verhüllen oder abzuhängen, weil dadurch angeblich Kinder traumatisiert würden. Der Künstler weigerte sich, weil er „das Entsetzen über die furchtbaren Folgen von Kriegen für sinnvoll und heilsam erachtet“. Mehr dazu beim Institut für Kunst und Forschung von Wolfram P. Kastner.

Passanten holten am Sonntag, 17. April, um 10 Uhr die Polizei. Sie empfahl, dass die Schaufenster vorläufig ca. 80 cm hoch zugehängt werden sollen, bis geklärt worden sei, wie das Kulturreferat der Stadt München dazu stehe und ob die Ausstellung gegen das Jugendschutzgesetz verstoße. Polizeibeamte kontrollierten im Laufe des Tages mehrfach, ob die vorläufige Verhängung hoch genug angebracht sei, und waren zufrieden. Einigen Bewohnern des Quartiers reichte das nicht aus. Sie wollten die Ausstellung unbedingt und notfalls auch mit Gewalt schließen. Sie beklebten die Schaufenster. Der Künstler hat daraufhin am 19. April die Ausstellung vorzeitig abgebaut. Gegen den Bußgeldbescheid hat Wolfram Kastner Widerspruch eingelegt.

Zum gewerkschaftliche Antikriegstag 1. September führt der DGB Veranstaltungen durch. In München lädt der DGB am 1. September um 18.30 ins DGB-Haus: „Wer bezahlt die Kriege?“ Weitere Veranstaltungen beim DGB München